Die Alten Meister
im Museum Wiesbaden 

Die aktuelle Präsentation der Alten Meister im Museum Wiesbaden umfasst mit über 100 Exponaten, ausgehend vom frühen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, zentrale Werke aus allen Epochen der Kunstgeschichte. Die Sammlung kann auf eine lange Tradition zurückblicken und begleitete die Historie des Museums durch all seine Phasen hindurch. Ihr feierlicher Beginn fällt mit der Eröffnung des Museums am 1. April 1825 im Erbprinzenpalais in der Wilhelmstraße zusammen. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Gemäldegalerie vor allem die 156 Werke aus der Privatsammlung von Johann Isaak von Gering (1767—1837), der diese 1826 zusammen mit Altertümern und „Naturalien“ gegen Zahlung einer jährlichen Leibrente dem nassauischen Staat überlassen hatte. Die Initiative für diese Transaktion ging auch auf Johann Wolfgang von Goethe zurück, der dem Frankfurter Gerning vorgeschlagen hatte, seine Sammlungen öffentlich in Wiesbaden zugänglich zu machen.

Landschaftsmalerei

Hans Thoma
Das Sammeln von Landschaftsdarstellungen gehörte und gehört zum guten Ton des Hauses. Entsprechend breit ist dieses Segment aufgestellt. Im Laufe der Jahrhunderte vollzogen sich auch in dieser naturbetonenden Sicht auf die Welt Wandlungen, Brüche und oft überraschende Umwälzungen. Mit der Wende zum 17. Jahrhundert war die Landschaft, bisher nur Schauplatz mythologischer oder historisches Szenen, zu einer eigenständigen Bildgattung geworden. Den niederländischen Malern gelang es, die Naturdarstellung aus ihren bisherigen inhaltlichen Zwängen zu befreien und sie als autonomes bildwürdiges Thema zu etablieren. Nicht mehr die ganze Welt und ihre Ordnung standen im Fokus, vielmehr war es das Ziel der Künstler, eine größtmögliche, Unermessliche Weite im doch immer begrenzten Bild wiederzugeben.

Stillleben

Das Stillleben vereint Sparten der Malerei wie Blumen-, Bücher-, Fisch-, Früchte- und Musikinstrumente-Stillleben. Sie bestechen durch offensichtliche wie verborgene Sinnschichten, lassen über Leiden, Vergänglichkeit und Tod reflektieren, weisen moralische, religiöse und erotische Implikationen auf und mahnen den Betrachter:innen stets vor dem Überfluss.

Niederländische Malerei

Honthorst

Das Goldene Zeitalter der niederländischen Malerei

Im goldenen Zeitalter — den Niederländern im 17. Jahrhundert ist das Museum Wiesbaden so gut aufgestellt, dass die Werke erlauben, einen Querschnitt der malerischen Möglichkeiten der niederländischen Kunst in deren goldener Epoche, vom 17. Jahrhundert, aufzuzeigen. Während dieser Zeit kam es zu tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungen. Durch den wachsenden Wohlstand in breiten Kreisen, den Wegfall der katholischen Kirche als Auftraggeber und die Dominanz des Protestantismus in den nördlichen Niederlanden gab es eine verstärkte Nachfrage nach Bildern durch bürgerliche Schichten für den privaten Gebrauch. Das Interesse ging ein her mit einer grundsätzlichen Tendenz zum beobachten und erforschen der Natur sowie dem aufblühen der Kartographie, für die durch das Anwachsen des holländischen Übersee Handels ein starker Bedarf bestand. Die Genremalerei als Gattung war neben den Landschaftsgemälden der wichtigste und charakteristische Beitrag der Niederländer zur Malerei des 17. Jahrhunderts.
Genremalerei ist figurative Malerei, sie steht jedoch im Gegensatz zur tradierten Historienmalerei mit deren geschichtlichen, mythologischen und religiösen Sujets. Sie erfindet ihre Themen nicht, sondern entnimmt sie dem Alltäglichen.

Mythologie

Mythologie

Die Mythologie gibt einen Einblick in die Welt der antiken griechischen Sagen. Beginnend mit harmlos anmutenden, mit Pfeilen spielenden Putten von Francesco Primaticcio, hin zu direkten erotischen Anspielungen der Danaë von Sebastiano Ricci, über die dramatische Fesselung des Prometheus von Luca Ferrari, beruhigt sich die Szenerie schließlich bei Pietro Liberis Venus mit Gefolge.

Religion in Malerei und Skulptur

Religion

Die religiöse Kunst des Museums Wiesbaden umfasst zum Teil sehr großformatige mariologische und christologische Bildtafeln aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Anhand der Themen, beispielsweise der Christusdarstellungen, kann man exemplarisch das wechselvolle Verhältnis von Religion und ihren sich wandelnden Bildprogrammen studieren.
Der zeitgenössische Frankfurter Künstler Jan Schmidt zeigt mit einer Craquelé-Arbeit, dass Bilder „Uhren ohne Zeiger“ sein können. Im Inneren tickt die Zeit, insbesondere, wenn es sich um Holztafeln handelt. Ein kleines Netz von Rissen gibt über ihr bisheriges Leben Auskunft. Schmidt fokussiert die veränderte Oberfläche, erhebt sie zu einem eigenen Kunstwerk und „malt Zeit“.

Der Kirchensaal

Walsdorfer Kruzifix

Im Museum Wiesbaden gibt es eine „Kirche“

Der Kirchensaal wurde 1915 von Theodor Fischer eigens zum Zwecke der Unterbringung von Bildwerken des Mittelalters vom Ende des 13. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts geschaffen. Der oktogonale Zentralraum gibt ganz im Sinne des Historismus den aus ehemals sakralen Zusammenhängen stammenden Figuren etwas von ihrer ursprünglichen Feierlichkeit zurück.
alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Mit dem Wiedereinzug der Objekte 2013 in den neu sanierten Kirchensaal führt die heutige Präsentation diese Tradition fort. Im Kern schwingt auch im Kirchensaal des Museums von 1915 noch immer etwas von jener romantisch begründeten Bildungsbürgermystik mit, die Kunsterleben als Heilsweg anbot, die Disziplinierung von Körper und Sinnen forderte und sich dafür gewaltige eigene Kultbauten schuf.

Ausgewählte Portraits aus der Sammlung der Alten Meister

Entrée: Grapheme

Die Rauminstallation Grapheme des 1977 geborenen Berliner Künstlers Robert Seidel stellt das Entrée zu den Räumlichkeiten der Alten Meister dar. Einem Tunnel gleich verdichtet und erweitert sich der Raum mittels Farben, Spiegel, Skulpturen, Projektionen und Klang und nimmt den Betrachter mit auf eine sphärische Reise in unbekannte Welten. Diese Reise komprimiert künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten der letzten Jahrhunderte über Farbe, Form und Raum und versetzt diese in Bewegung. Die Rauminstallation Seidels steht für die ständig anhaltende Verlebendigung unseres kulturellen Erbes.

Robert Seidel, Grapheme, 2013. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Robert Seidel, Grapheme, 2013. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Funakoshis Sphinx im Kirchensaal

Beide Bilder: Katsura Funakoshi, Sphinx, 2005. Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Beide Bilder: Katsura Funakoshi, Sphinx, 2005. Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Die emotional stark aufgeladenen Skulpturen des japanischen Künstlers Katsura Funakoshi (*1951) wirken durch ihre geheimnisvolle Gegensätzlichkeit. Die Simultaneität von entrückter, zeitloser Mimik und provokanter Entfremdung von Körperteilen bilden die Keimzelle der unerwartet anziehenden Spannung.
Das Museum Wiesbaden ist seit 2005 im Besitz einer "Sphinx" von Katsura Funakoshi und präsentiert diese im Kirchensaal.
Thematisch bewegt sich der christlich getaufte Funakoshi zwischen den Kulturen seiner Heimat und dem Okzident. Die aus duftendem Kampferholz geschnitzten Torsi greifen die Holzschnitzkunst des ausgehenden Mittelalters und der Kamakura-Periode (1185—1333) auf. In einer für Japan eher ungewöhnlich erscheinenden, expressionistischen Auslegung überträgt er alte Technik in ein modernes Format. Ausgangspunkt seiner Arbeiten ist dabei stets der Mensch in seiner Vielheit, der „alle Menschen in sich vereint und doch einzig ist“.

Blick in die Sammlungspräsentation

Jan Schmidt, Tod der Maria, 2011.  © VG Bild-Kunst, Bonn 2021.
Jan Schmidt, Tod der Maria, 2011. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021.
Alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Kunstpreise

Mit dem Museum Wiesbaden sind zwei Kunstpreise verbunden. Der eine ist der Alexej-von-Jawlensky-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden, der an das Lebenswerk des großen russischen Malers erinnert, der von 1921 bis zu seinem Tode 1941 in Wiesbaden lebte. Er wird alle 5 Jahre vergeben und u.a. gestiftet von der hessischen Landeshauptstadt, der Spielbank Wiesbaden und der Nassauischen Sparkasse.

Als zweites ist der Otto-Ritschl-Preis zu nennen. Der Künstler lebte zwischen 1918 und 1976 in Wiesbaden. Nach anfänglich figürlicher, später auch dem Surrealismus nahestehender Arbeit näherte er sich in den fünfziger Jahren schrittweise der zunächst geometrischen, später eher expressiven Abstraktion. Seit Beginn der sechziger Jahre kreiste sein zunehmend meditatives Spätwerk um einen immateriellen, nur durch Farbe gestalteten Raum. Um den Namen Otto Ritschl lebendig zu halten, vergibt der Museumsverein Ritschl e.V. seit 2001 den ihm gewidmeten Kunstpreis.

Kalender

  • Sa
    30 Mär
    10:15—13:00
    MUSEUMSWERKSTATT FÜR KINDER Menschenbildern in der Kunstsammlung auf der Spur – Was erzählen Sie über sich?
  • So
    31 Mär
    15:00—16:00
    ÖFFENTLICHE FÜHRUNG Der Hase ist des Jägers Tod – Kultur und Natur des südlichen Afrikas
  • Mo
    01 Apr
    15:00—16:00
    FAMILIENFÜHRUNG Der Hase ist des Jägers Tod: Kultur und Natur des südlichen Afrikas

Bildungsangebote
für pädagogische Gruppen

Das Museum Wiesbaden bietet eine Vielzahl an Veranstaltungen für jede Altersklasse an. Ob Führungen, Workshops für Kitas und Schulen, Lehrerfortbildungen, Angebote für Studierende, private Gruppen oder Familien mit Kindern.

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